Gethsemane Re-Imagined
6. April 2007
Dunkel ist die Nacht
Dumpfe Stimmen
Zwölf Männer im Garten
Acht setzen sich
Der Meister heißt sie bleiben
Petrus, Jakobus und Johannes
Kleiner Kreis
Innerer Kern
Zeuge der Ohnmacht des Gottessohnes
Zu schwer die Last
Zu schwach die Schultern
Der Acht
Betrübter
Zagender
Angstvoll zitternder
Bebender
Messias
Offenbart sich nur den dreien
Triumphal war er eingezogen in die Stadt des großen Königs
Kraftvoll hatte er das Haus Gottes von Räubern und Dieben befreit
Souverän hatte er Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrte in die Schranken gewiesen
Sich salben lassen und Füße gewaschen
Den Verräter entlarvt
Doch jetzt
Scheint
Er
Am Ende
Bittet sie inständig, mit ihm zu wachen
Beistand zu leisten in seiner bittersten Stunde
Ihn nur ja jetzt nicht zu verlassen
Wirft sich auf den Boden
Ringt
Fleht
Kämpft
Will nicht diesen Kelch trinken
Stärkung durch einen Engel
Tiefe Angst
Schweiß tropft wie Blut
Alles ist dem Vater möglich!
Ob er denn keinen Ausweg weiß?
Ob es denn gar nicht anders geht?
Ob er diesen Kelch denn wirklich trinken muß?
Oder ihn der Allmächtige nur, Abraham gleich, auf die schrecklichste Probe stellt?
Wenn er es auch tut, der Wille des Vaters möge geschehen!
Unruhig
Aufgewühlt
Sucht er Trost bei seinen engsten Freunden
Schlafend findet er sie
Schlafend inmittten der Wende der Gezeiten
Der Stunde, in welcher das Schicksal der Schöpfung auf dem Spiel steht
Nein, auch auf sie ist kein Verlass
Er weckt sie
„Wachet! Betet!“
Und betet doch selbst
Das ganze Sein zum Vater emporhebend fleht er um Errettung aus dieser Stunde
Und ergibt sich in den Willen des Höchsten
Nein, Jesu Wille war das nicht
Nein, souverän war er nicht
Nein, es lief anders, als er es sich ersehnte
Schwacher
Hilfloser
Ängstlicher
Zagender
Leidender
Ach so menschlicher
Gott
Ob ich diese Ohnmacht aushalten kann?
Was, wenn Jesus sich anders entschieden hätte?
Er hat es nicht
Er hat überwunden
Zuflucht gefunden im Willen des Vaters
Allein gelassen
Als das Los der Welt auf des Messers Schneide stand
Hat er doch überwunden
Aller Macht entäußert
Kulmination der Inkarnation
Adams Fall umgekehrt
In der Stunde der Finsternis trägt das Licht den Sieg davon
Er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden. … Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.
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