The Blue Parakeet Teil 3 – Unterscheidung: Wie profitiere ich von der Bibel?
8. Juli 2009
[Dies ist der vierte Post zu Scot McKnight’s Buch The Blue Parakeet: Rethinking How You Read the Bible.]
Welche Gebote aus dem Alten Testament gelten denn noch für uns heute? Im Kern hat die Kirche immer gelehrt, dass sich die Zeiten geändert haben und wir vom Neuen Testament Muster lernen können, wie wir unterscheiden, was zu tun und was nicht zu tun ist. Wir haben uns immer manche Dinge herausgepickt, an die wir uns halten, und andere, an die wir uns nicht halten. Entscheidend ist, wie wir das, was Gott durch sein altes Wort, das an eine andere Zeit gerichtet war, sagte und sagt, heute hören und in unseren Tagen anwenden. Das ist nicht einfach, aber wir können uns darauf verlassen, dass der Heilige Geist uns leitet, wenn wir beten, die Schrift studieren und mit der kirchlichen Tradition ins Gespräch kommen. Es wäre viel leichter gewesen, wenn Gott uns für alles Regeln und Gebote gegeben hätte. Aber in seiner Weisheit hat er sich dagegen entschieden. Unterscheidung ist ein Teil dessen, was es bedeutet, im Glauben zu leben. Die Entscheidungen, die wir dann für uns treffen, dürfen wir aber nie zu allgemeingültigen Regeln erheben. Wir müssen uns immer tiefer auf den gemeinsamen Austausch einlassen und nach der größtmöglichen Einheit streben, aber hundertprozentige Sicherheit und absolute Einmütigkeit werden wir selten erlangen. Auf das Beispiel Ehescheidung und Wiederheirat angewandt: Das Neue Testament lehrt uns, dass wir uns fest der eingegangenen Ehe verpflichten sollen, erlaubt aber die Scheidung in Fällen, in denen der Ehebund zerstört wurde. Letztlich geht es darum, den verborgenen Grund zu finden, der zum Zerbruch der Beziehung geführt hat, und zu entscheiden, ob dieser Grund ausreichend für eine Scheidung ist. (Scot bringt weitere Beispiele, in denen es um die Beschneidung, den Kleidungsstil christlicher Frauen, die Frage nach dem kosmo- oder heliozentrischen Weltbild, die Todesstrafe und das Sprachengebet geht.)
Jeder wahrhaft biblische Glaube nimmt die Botschaft des Evangeliums und „inkarniert“ sie in einen Kontext. … Was für Abraham, Mose, David, Jesaja, Esra, Jesus, Petrus und Paulus gut war, ist auch gut für uns. Aber die genaue Ausdrucksform des Evangeliums oder die Lebensweise von Abraham, Mose, David, Jesaja, Esra, Jesus, Petrus und Paulus kann möglicherweise für uns nicht passend sein. Wenn wir die Bibel ausleben wollen, dann müssen wir sie unseren Tagen auf unsere Weise ausleben, indem wir gemeinsam zu verstehen versuchen, wie Gott sich unser Leben vorstellt. … Wir sind berufen, die Bibel zu lesen und die Bibel zu kennen und sie heute in unserer Welt auszuleben. … Ich habe gelernt, dass wenn die Bibel mit der Tradition gelesen wird, jede Generation dazu ermutigt wird, für sich selbst zu denken, zur Bibel zurückzukehren, ihren Vorrang zu bekennen und die Kraft des Evangeliums in unserer Zeit auf unsere Weise loszulassen. (S. 143f)
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